Captain Jérome, B(l)ogbucheintrag Sommer 2017
Mit „A Summernight @ Cap Sizun – Playlist 2017

Und schon wieder ist es Sommer. Seit dem Überschreiten der Lebensmitte scheint der Abstand zwischen Erde und Sonne, subjektiv gesehen, geringer geworden zu sein, denn die Jahre ziehen schneller vor dem stillen Auge des Herz – Bewusstseins der Seele vorbei. „Wie viele Sommer mir wohl noch bleiben in dieser Welt?“ So frage sicherlich nicht nur ich mich.

Die physischen und psychischen Schwächephasen und Krankheiten der dunklen Jahreszeit, die Toten des letzten Jahres und die sehr alten Menschen und Sterbenden in der Gegenwart sind nicht vergessen. Nur die Liebe in uns kennt keine Saison, braucht keine Begründung, hat keine Ursache. Nur Liebe schenkt die Kraft altersschwache, gebrechliche und sterbende Menschen im Winter ihres Lebens auch mitten im Sommer weiter begleiten zu können.

Jetzt ist Abend. Sommerabend. Lies den Text besser noch einmal am Abend. Zumindest im digitalen Alltag, wenn nicht sogar nonstop, kennen wir ja keine Jahreszeiten mehr. Geschweige denn haben wir noch ein biologisches und seelisches Gespür für die Jahreszeiten als Allegorie und Gleichnis für die Kindheit, Jugend, Erwachsensein und das Alter unserer eigenen endlichen Lebenszeit. Tagsüber stehen wir ständig im Andrang der Stürme der Sinneseindrücke und digitalen Informationseinheiten aus der äußeren Welt, genauso wie wir den Bedrängnissen unserer eigenen krausen Gedanken und dunklen Gefühle der Ängste und Begierden unseres Innenlebens ausgesetzt sind.

Ich sitze auf einer einfachen dekorativen Parkbank aus einem deutschen Baumarkt, mit wenigen Metern Abstand zu einem männlichen und einem weiblichen, jeweils prachtvollen Maulbeerenbaum aus dem Iran, den wir den früheren Bewohnern des Hauses verdanken. Die Stadt liegt im Tal. Rechner, Laptop, Fernseher und Smartphone sind aus. Irgendwo plätschert ein Brunnen, die Dämmerung öffnet den Himmel in immer dunkler werdenden Tönen von Türkisblau in Richtung unendlicher Räume hinter Räumen in der Galaxie. Noch erscheint es ruhig und idyllisch in den Vorort – Siedlungen der Mittelklasse. Fast alle werden wohl bald wieder für stabile Verhältnisse die politische Mitte wählen und sich anschließend wundern, dass Deutschland keine Insel ist. Rührender Versuch der Revolution durch Normalität in Zeiten des Wahnsinns.

Nicht mehr lange wird es dauern und mit dem ein oder anderen von Köln/Wahn aufsteigenden abendlichen Linienfliegern tauchen unvermittelt hier und da vorne auch die ersten Sterne auf. Ich höre nach Innen und beobachte, wie der Text sich schreibt. Hörst Du auch? Komm, tu nicht so, hast Du doch längst im Hintergrund gehört. Ja, klar, da singt auch eine Amsel.

Ich meine mal vor Jahren von dem legendären „Jazzpapst“ und Musikprofessor Joachim Ernst Berendt auf einem Hörbuch aufgeschnappt zu haben, dass der Gesang der Amsel dieselbe Frequenz wie das aus dem Yoga – System bekannte „Herzzentrum“ habe. Bin froh, dass ich beruflich nicht in einer Welt leben muss, in der eigene Erfahrungen und Lebensäußerungen durch Zitate aus Sekundärquellen belegt sein müssen.

„Singe Amsel, singe Amsel, singe Dein Lied als sei dies dein letzter Sommer.“ Vielleicht stirbst ja auch du bald aus. Bei uns im Garten war deine Anzahl im Winter und im Frühling im Vergleich zum Vorjahr halbiert. Genauso erging es den Meisen. Ein einziger Dompfaff und das auch nur an einem einzigen Tag. Der früher gewöhnlich zu nennende und häufig auftretende Buchfink wurde überhaupt nicht mehr gesehen. Da muss die Amsel aber schon ein Megafon nehmen, damit sich Zwangsbeglückung für die empfindsamen Seelen von Yogaschülern und spirituellen Exoten einstellt. Das Vorkommen der Insekten, Hauptnahrungsquelle der Singvögel,  soll in den letzten 20 Jahren um 80 % zurückgegangen sein. (www.nabu.de) Und die ARD – Tagesthemen melden am 12.7.2017, dass die Anzahl der Brutpaare heimischer Vögel in den letzten 30 Jahren um 60 % zurück gegangen ist. Jetzt sterben tatsächlich schon unsere Singvögel aus.

Das interessiert die Wähler und Vertreter der alten deutschen „Mainstream – Parteien“ und der neuen Rechten mit ihrer nicht an einer ökologischen Wende interessierten restaurativen Wirtschaftspolitik aber noch immer nicht wirklich. Ja, und ich weiß selbst, dass man in emotionalen Stunden nicht wenige bundespolitische Vertreter der „Grünen“ aufgrund ihrer inhaltlichen und rhetorischen Farblosigkeit wegen Politikverweigerung alle in einen Sack stecken und drauf schlagen könnte, damit sie mal wach und laut werden. Deshalb bitte ich von diesbezüglichen Rückmeldungen an mich abzusehen. Wenn die Insekten, Bienen und Singvögel sterben, dann ist jetzt eine neue Qualität der Folgen des materialistischen Wirklichkeitsverständnisses der westlichen Kultur erreicht. Ich, du, wir müssen wach werden.

Die Amsel singt unverdrossen weiter. Aus den Nachbargärten antworten ihre Geschwister. Gemeinsam bauen sie ihr Trillieren zu einem Turm aufsteigender Klangkaskaden der Freude
auf, immer intensiver noch. Da Oben funkelt der erste Stern und eine kleine Fledermaus fängt die letzten späten Abendmücken dank Ultraschall – Echolot. Das Aussterben der Mücken betrauern zu müssen ist noch nicht zu befürchten und wäre wohlfeile Ökoheuchlerei.

Nur, und da mag es uns wie der Amsel und allen Wesen mit Bewusstsein gehen: Ohne Freude gelingt die Kunst des Lebens nicht. Wahre Freude am Sein und Leben – die nicht zu verwechseln ist mit dem „Vergnügen“ als psychischer Reaktion auf „positive“ äußere Lebensumstände – wahre Freude entspringt allein einer Haltung der Dankbarkeit des Empfindens, des Empfangens und des Teilen und Verschenkens der Liebe zu allem Lebendigen.

Ohne Freude am Geschenk des Lebens und der Liebe in uns wird das Immunsystem schwächer und es kann, auch durch das Unterdrücken schmerzhafter Gefühle, welche die Freude der Seele blockieren, auf Dauer zu entsprechenden physischen, psychischen und geistigen Erkrankungen kommen. Das war, lange bevor es erste Studien zu diesem Thema gab, auch schon Ende der Siebziger des vergangenen Jahrtausends die zentrale Erkenntnis von Dr. E. und R. Lindwall, die bei der Begründung und Formulierung ihrer Releasing – Arbeit Pate stand: Ein Mensch, der den Bezug und Kontakt zur Quelle der Freude in sich verloren hat, zur Liebe zu allem Lebendigen, liebt in der Regel nicht was er lebt, lebt nicht seine „Berufung“ und kann deshalb aus diesem Grund auf Dauer erst seelisch und dann auch körperlich „krank“ werden.

Der Himmel hier mischt zum Westen hin jetzt feinste Pfingstrosen – Rosatöne mit einem Streifen frechen Orange, während es darum herum immer mehr zu dunklem Türkisblau, Dunkelblau und Schwarz tendiert. Die Anzahl der sichtbaren Sterne wächst so schnell am Firmament, dass sie zu zählen gleich bedeutend mit dem Ende der Entspannung und dem Beginn der rechnenden und nervenden Psycho-Aktivität eines inneren Buchhalters wäre. Nur mit staunender Stille mag die Seele dieser Inszenierung eines Sommerabends begegnen. Wo mag dieser Text also bloß noch mit mir hin? Wann fallen die Worte in ihren Ursprung der Stille zurück?

Was jeder und jede Einzelne von uns mehr denn je in diesen Zeiten ganz lebenspraktisch braucht: eine Ökonomie der Aufmerksamkeit!

Wir brauchen die Souveränität über unsere Aufmerksamkeit zurück. Wir können wählen, wann es Zeit ist mit unserer Aufmerksamkeit in der Welt zu sein und uns den Stürmen und Bedrängnissen der äußeren Welten und unserer wirren Gedanken und Gefühle auszusetzen und wann es Zeit ist alles Weltliche da draußen und in uns auszusperren und „NEIN!“ zur digitalen, medialen und psychischen Informations – Überlastung zu sagen. Nichts in der Welt ist so wichtig, als dass es wert ist unsere eigene physische, psychische und seelische Gesundheit zu riskieren. „Ökonomie der Aufmerksamkeit“ bedeutet ein Gleichgewicht herzustellen, zwischen den Zeiten, in denen wir in verschiedenen sozialen Rollen unsere Verpflichtungen erfüllen müssen und den Zeiten, in denen wir das täuschende Gefühl von der „Wichtigkeit“ des vergänglichen äußeren Lebens und das verführerische Gefühl der „Wichtigkeit“ unseres sterblichen personalen „Ich – Bewusstseins“ und seines „Image“ in der Welt und im Internet loslassen müssen.

Die Erfahrung unzähliger Releasing – Sitzungen zeigt: „Ökonomie der Aufmerksamkeit“ bedeutet in der Praxis des Lebenskünstlers loszulassen: „vor mir selbst davon zu laufen, mich dafür zu verurteilen, das ich mich so fühle wie ich mich fühle und mich vor dem „göttlichen Selbst der Liebe“  zu schämen und mich vor mir selbst zu verstecken.“

Zitat Dr. E. Lindwall: „Ich lasse los, vor dem Leben davon zu laufen und vor allen Anforderungen, die das Leben in dieser Zeit an mich stellt. Ich entscheide mich jetzt, dem standzuhalten, mich dem Leben zu stellen und weise damit umzugehen. Ich lasse los in anderen Ebenen und Dimensionen vor GOTT davon zu laufen und ihm nicht entgegentreten zu wollen. Ich lasse los, mich Gott nicht würdig zu fühlen und mich deshalb zu schämen.“

Weniger religiös gestimmte Gemüter als Dr. Lindwall dürfen anstelle der Terminologie „Gott“ diesen Satz auch mit dem Begriff „Selbst“ oder „Selbst der Liebe“ formulieren. Entscheidend ist, sich Zeit zu nehmen, um auf die „Amsel in uns“, auf unseren eigenen inneren Seelenvogel, der sich nach Freiheit sehnt, zu hören. Um einem Kalauer, literarisch fahrlässig, nicht auszuweichen: „Wer nicht auf die Amsel in sich hört, braucht sich nicht wundern, wenn er bald eine Meise hat, aber so was von einer Monstermeise!“

Gibt es etwas Schöneres als diese stillen „purpurnen Sommernachtstunden“ wenn an einem abgelegenen nächtlichen Himmel ohne Elektrosmog Sternschnuppen fallen, ineinander geschichtete unterschiedliche Räume der Milchstraße sichtbar werden und uns egal sein kann, ob wir vor der schon bald wieder nahenden Morgendämmerung schlafen gehen?

Um es mit den Worten des Namensgebers meines ehemaligen Gymnasiums, Immanuel Kant, zu sagen: „Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: Der gestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir. Ich sehe sie beide vor mir und verknüpfe sie unmittelbar mit dem Bewusstsein meiner Existenz.“

Was Kant hier 1788 in seiner Kritik der praktischen Vernunft „das moralische Gesetz in mir“ nennt und zur Ausformulierung des Begriffs vom „Gewissen“ in den westlichen Demokratien wesentlich beigetragen hat, erfährt der mystische Lebenskünstler in der Praxis kontemplativer und meditativer Übungen der Stille als das Pulsieren der Liebe zu allem Lebendigen im verborgenen „spirituellen Herzen“ seiner eigenen Seele. Das Loslassen unterdrückter und erstarrter Gefühle und seelischer Erinnerungen mit Hilfe von Releasing nach Dr. E. und R. Lindwall öffnet für entschiedene Menschen das Tor der „Liebe zur Liebe“ in der eigenen Seele, das Tor zu den so genannten „höheren Ebenen von Bewusstsein“. (Dr. Dr. David R. Hawkins)

In der heutigen Zeit bleiben auch viele an Wahrheitssuche, mystischen Erfahrungen und Bewusstseinsentwicklung interessierte Menschen in ihren philosophischen, therapeutischen und „spirituellen“ Aktivitäten häufig in unbewussten narzisstischen „Teufelskreisen“ mentaler und emotionaler Selbstbespiegelung gefangen. Warum?

Weil sie sich von ihren therapeutischen und spirituellen Unternehmungen entweder heimlich die Erfüllung weltlicher Wünsche oder den „psychischen Gewinn“ an sozialem und spirituellem Status, Erfolg, Bekanntheit, Geld und außersinnlichen Begabungen versprechen. Dies ist nur menschlich, allzu menschlich. Es bleibt solange ein Irrweg, bis wir so still werden können, das „große geflügelte Wesen“ des „inneren Bewusstseins“ unserer eigenen Seele und ihre Sehnsucht und Liebe zur „kosmischen Quelle allen Lebens“ zu hören und wir bereit sind unser Ego dem „Fluss des Lebens und der Liebe“ hinzugeben.

Die Aufmerksamkeit regelmäßig nach Innen zu wenden und die „Liebe in uns und in allem Leben zu lieben“ ist der goldene Schlüssel der Demut, der das Tor zur Erfüllung öffnet. Die „Liebe zu lieben“ führt ganz von selbst zu einem erfüllten inneren und äußeren Leben, zur so genannten „mystischen Hochzeit“, der „Unio Mystica“ zwischen individueller Seele und ihrem geliebten „innersten und höheren transzendentem Bewusstsein“:

In der „Liebe zur Liebe“ sind und werden „die Liebende,“ „der Geliebte“ und „das Lieben“ eins. Liebe ist Leere von Form und Fülle des Lebens zugleich. In Liebe sein ist genug. Schließen wir den diesjährigen Sommer B(L)ogbucheintrag mit einem Zitat aus dem Alten Testament,  dass diese Gedanken in einem einzigen Bild poetisch bündelt:

„Doch wer Dich liebt, gleicht der Sonne, die aufgeht und mit aller Kraft strahlt“ Richter 5

Neue Kraft aus dieser innersten Quelle wünsche ich allen Lesern nicht nur im Sommer 2017!

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Und wenn ihr fragt, was das denn bitte schön noch mit dem Aussterben der Singvögel zu tun hat und was wir für die Singvögel tun können: Grasflächen stehen lassen, damit wieder vermehrt Insekten und Bienen Nahrung finden. Nicht den ganzen Rasen mähen, Männer und Frauen! Gras wachsen lassen, gut zu Vögeln sein und der Liebe ihren Lauf lassen! Das ist doch mal ein Anfang für den Sommer und dann im September bitte: Das deutsche und europäische demokratische Erbe der Kriegsgenerationen unserer Eltern und Großeltern stärken, unsere müde Wohlstands – Demokratie erneuern und: wählen gehen!

Ich wünsche Euch jetzt allen einen Sommer mit viel Zeit und langen Nächten für genug Stille und Partys mit Euren ganz persönlichen Lieblingsvögeln. Wir feiern den Sommer mit unseren Gästen und „Releasing & Beyond“ auf dem Cap Sizun.

Last Minute – Bucher können sich gerne noch bei uns melden und auch wer im Oktober und/oder November noch in eine neue Releasing – Fortbildung zur Lebens- und Sterbebegleitung einsteigen möchte, schicke uns gerne ein Mail an malangholf@t-online.de

Und jetzt wünsche ich allen „Liebenden der Liebe“ genug Zeit, gute Kopfhörer oder Boxen und Humor um die Summernight @ Cap Sizun Playlist 2017 genießen zu können, zumindest falls für Deine Privatparty „Good Vibrations“ dabei sind….

Mit Liebe und herzlichen Grüßen auch von Angela

Ihr und Euer,

Captain Jérome, alias Markus Langholf

P.S.: Ihr wünscht Euch einen B(L)ogbucheintrag zu einem bestimmten Thema aus aktueller Zeitgeschichte, Releasing und Bewusstseinsentwicklung? Bitte schickt Eure Wünsche, Ideen und Vorschläge, wie auch Eure Kommentare und Rückmeldungen an malangholf@t-online.de

Zur Playlist: Summernight @ Cap Sizun Playlist 2017

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